Gutes für Körper & Seele
"Gutes für Körper & Seele" – Meditation und Bewegung, 28.10.2017
Text von Ilse Kleiner:
Am 28.10.2017 fand in Darmstadt ein Tag der Begegnung zwischen Gehörlosen und Schwerhörigen statt. Durchgeführt wurde er von Maren Dettmers und Brigitte Kapraun.
Alle sollten gut verstehen können, so gab es neben Gebärdensprache auch verstärkte Lautsprache durch FM-Anlage und die wichtigsten Texte wurden projiziert. Der erste Teil der Veranstaltung stand unter dem Thema "Meditation und Bewegung".
Nach einer Andacht mit einem tanzenden Mönch wurde mit Gebärdenliedern und einfachen Kreistänzen Gott gelobt. Das war für viele neu, aber alle konnten sich darauf einlassen und haben gute Erfahrungen damit gemacht.
Nach der Kaffeepause wurden "heilige Kreise" (Mandalas) ausgemalt, die es in allen Religionen gibt. Das Ausmalen von Mandalas führt zur inneren Ruhe und Gelassenheit. Alle waren konzentriert und mit Freude dabei und am Schluss waren viele schöne Mandalas entstanden. Dadurch, dass alle aufmerksam miteinander umgingen, klappte auch die Kommunikation - mit Herzen, Mund und Händen.
"Gutes für Körper & Seele" – Bewegen und Entspannen, zwei Tage für Gesundheit & Wohlbefinden, 01.-02.11.2014
So stand es in der Einladung der Schwerhörigen-Seelsorge und darunter "Eine Veranstaltung der Gehörlosenseelsorge, der Schwerhörigen-Seelsorge und Sehbehinderten- und Blindenseelsorge". Das hat mich natürlich neugierig gemacht. Zwei Tage ein tolles Programm, mit uns Schlappohren, Gehörlosen und Blinden, wow. Wie klappt das auf so kleinem Raum?! Soviel vorweg, es klappte prima, die Gehörlosen haben lachend meine Gebärden verbessert, jeder hat den Sehbehinderten geholfen, alle haben aufeinander geachtet und waren offen zu lernen und zu unterstützen.
Nach der Begrüßung von Hans-Gunther Seifert von der Schwerhörigen-Seelsorge haben wir Sitzgymnastik gemacht und anschließend getrommelt. Es waren 12 Trommeln, und 13 Teilnehmerinnen und Herr Christian Paulus, der uns alles erklärten und den Takt vorgab. Wenn Sie den Raum nicht kennen können Sie sich nicht vorstellen wie das klang, man konnte es mit dem Bauch und den Füßen "hören" der Raum hat gebebt. Eine blinde Frau sagte "gib mir mal die Trommel ich will auch mal sehen wie sie aussieht" und nahm die Trommel und fühlte wie sie aussieht. Kaffee, Tee und Kuchen konnte man zwischendurch in zwei Räumen genießen. Wer eine Pause brauchte konnte die mit Massagen füllen lassen.
Als nächstes stand Gedächtnistraining mit Monika Lüttgen auf dem Programm (spielerisch den Geist in Schwung bringen)ja es war spielerisch und wir haben viel gelacht. Übrigens hatte die Gebärdendolmetscherin Frau Tanja Liebmann "alle Hände voll zu tun"!
Um 16 Uhr standen Gebärdenlieder auf dem Programm mit Frau Silvia Schmidt. Frau Pfarrerin Brigitte Kapraun, die Gehörlosenseelsorgerin erklärte, dass es dabei auf einen Rhythmus und wenig Text ankommt, da ja eventuell keine Melodie vorhanden ist. Die Beiden haben allerdings bekannte, kurze Lieder mit uns geübt, mit möglichst wenig unterschiedlichen Gebärden.
Pünktlich um 16:45 Uhr sprach Gerhard Christ, der Sehbehinderten- und Blindenseelsorger den Reisesegen. Am Samstag um 10 Uhr begrüßte Brigitte Kapraun und gab uns Infos für den Tag. Als erstes Event stand die Sitzgymnastik mit Monika Lüttgen an. Mit Bällen, Bändern und viel Spaß, so hieß es und hat 100% gestimmt. Einen Ball nach rechts oder links geben, kein Problem, einen Ball jeweils nach rechts und links geben, auch noch nicht, wenn aber von beiden Seiten zwei, oder mehr Bälle kommen, ist zum Schluss nur noch Gelächter! Die Bälle waren unterschiedlich groß, damit auch die blinden Frauen den Unterschied merken konnten.
Dieter Kessler bot "Spüren und Einhalten von eigenen Grenzen" an. Ich konnte leider nicht teilnehmen, da ich Schwindel hatte, aber es muss prima gewesen sein, wie man auch auf den Bildern sieht. Die Mittagspause nutzen wir alle zu Gesprächen mit neuen- und alten Bekannten.
Um 13 Uhr trafen wir uns zum Qi Gong. Frau Kapraun hat extra eine Gebärde für Qi Gong erfunden (fand ich klasse, man sollte sie weitergeben). Frau Yvonne Reuter hat schöne Übungen mit uns gemacht, auch da machten Blinde und Gehörlose mit. So kam die Gebärdendolmetscherin Nicht zum entspannen! Im Anschluss hat Frau Reuter noch "Progressive Muskelentspannung" angeboten.
In der Schlussrunde mit Frau Lüttgen haben nochmal Alle das "Spiel" mit den vielen Bällen gemacht. Den Reisesegen sprach wieder Herr Christ. Ich bin sehr zufrieden und entspannt und mit vielen Ideen nachhause gefahren. Danke an die Veranstalter, macht es mal wieder.
Das Perfekte Schlappohr-Dinner
"Das perfekte Schlappohr-Dinner" – Gemeinsam Kochen im Kloster Germerode, 22.09.2017
Text von Ilse Kleiner:
In diesem Jahr konnten wir wieder in das Kloster Germerode, dort hat es uns am besten gefallen. Am Freitag, dem 22.09. ging es mit zwei Autos von Darmstadt aus los. Hans-Gunther Seifert fuhr vorneweg und Maren Dettmers hinterher, bis wir uns in einem Stau in einer Baustelle verloren haben. Etwas verspätet sind wir aber gut in Germerode angekommen.
Frau Franz hatte uns einen Begrüßungskaffee gekocht, der trotz der späten Stunde gerne getrunken wurde. Nach dem Betten beziehen haben wir den obligatorischen Nudelsalat gemacht, für das Nachtessen und die Reste für Samstagmittag.
Nach dem Abendessen durften wir ein Walnussparfait unter der Leitung von unserem Schlappohr-Sterne-Koch Felix Seifert erstellen. Nach einem gemütlichen Abend, der verschieden gestaltet wurde, ging es ins Bett. Zum Frühstück wurden wir mit einem schönen Spruch und dem Fünf-Gänge-Menü-Plan begrüßt.
- Roastbeefscheiben mit Kürbiskernöl und Sauce Tartar
- Lasagne vom Hokkaido mit Babyspinat und Ricotta
- Schweinefiletmedaillons im Speckmantel auf sautierten Pfifferlingen mit Thymiankartoffeln
- Morbier an Feigenterrine mit gebratenen Weintrauben
- Walnussparfait mit Gin, Johannisbeeren und Zabaione von weißer Schokolade
Wem läuft dabei nicht das Wasser im Mund zusammen. Also, wer Lust hat in die Küche.
Um 10:37 Uhr begrüßt der Koch Felix die Anwesenden herzlich zur fünften Ausgabe des Schlappohrendinners. In der Küche haben sich jetzt Gruppen gebildet zum Pfifferlinge putzen, Spinat waschen, Kürbis vorbereiten usw. und Rainer hat sich, wie immer, super um das Fleisch gekümmert. So wurde vorbereitet und gekocht und zwischendurch etwas gegessen.
Am Mittag sind einige auf den Meisner gewandert, andere haben gespielt, gelesen und Brigitte hat weiter " mittelalterliches Namenweben" gemacht, wobei für jeden von uns ein Namensband herauskam, das sie uns geschenkt hat. Einige haben wieder Tischdeko gesammelt für den festlichen Tisch am Abend. Vor dem Abendessen haben wir noch einen Einblick in das Hobby von Brigitte bekommen.
Gegen 18 Uhr konnten wir mit dem Festmahl beginnen. Felix legt sehr großen Wert darauf, dass beim Anrichten jeder Teller gleich aussieht. Deshalb dekoriert er immer einen Teller vor. Nun wurde schnell aufgetragen und das Schlemmen begann.
Zu jedem Gericht gab es den passenden Wein und zum Dessert Sekt. Das Ganze war SUPERLECKER und ich werde gleich mit dem Nachkochen beginnen.
Es sind einige in der Selbsthilfegruppe, die bedauern nicht schwerhörig zu sein, weil sie deshalb nicht zum Kochen mitkommen können. Am Sonntag haben wir eine spezielle Feedbackrunde gemacht. Die Heimfahrt verlief ohne Staus und wir waren rasch zuhause. Vielen Dank an Maren, Hans-Gunther und Felix für das leckere Wochenende, ich freue mich schon auf das nächste Jahr.
"Das perfekte Schlappohr-Dinner" – Gemeinsam kochen im Kloster Gemerode 15.-17.08.2014
"Das perfekte Schlappohrdinner" – so hieß es zum zweiten Mal am 15. August 2014. Wir trafen uns voller Erwartung am Freitag in der Martinstraße wo wir die beiden Autos mit Lebensmittel und Gepäck und uns beluden. Leider hatten wir im Routenplaner eine falsche Streckenplanung eingegeben. Sie lautet anscheinend: Suche ALLE vorhandenen Staus und Unfälle auf dieser Strecke.
So kamen wir zwar gut gelaunt (die Fahrer allerdings K.O.) viel später als geplant an. Also Gepäck aufs Zimmer, Betten beziehen (wer es kapiert hatte) und in die Küche zum Nudelsalat machen für das Abendessen. Anschließend trafen wir uns zum "Ankommen", es sollte ja ein entspanntes Wochenende werden, jeder sollte auch zu sich selbst kommen können.
Hans-Gunther und Maren hatten Karten ausgelegt auf denen verschiedene Situationen zu sehen waren. Die Karte die zur momentanen Stimmung passte suchte man sich aus und erklärte der Runde wieso und mit welchen Erwartungen man herkam. Wir haben mit einem Glas Sekt auf ein harmonisches Wochenende angestoßen.
Im Anschluss an das Abendessen trafen sich die Leute die Lust hatten den Nachtisch und Erbsenmousse für das Dinner am Samstag vorzubereiten. Da das Menü noch geheim war konnten wir anhand der Lebensmittel wilde Spekulationen anstellen. Wir waren eine lustige Truppe in der Küche, die unter Anleitung von Felix unserem "Schlappohr-Koch" eine helle und eine dunkle Mousse au Chocolat und Erbsenmousse herstellten. Hans-Gunther Seifert und Maren Dettmers haben fleißig mitgeschrieben was wir wie machten und Hans-Gunther hat noch fleißig fotografiert (genau wie ich). Leider war es dann zu spät um noch einige Spiele zu machen.
Morgens um kurz vor 7 ist die Welt noch in Ordnung.Später gab es ein reichhaltiges Frühstück und für jeden einen schönen Spruch und die Menükarte für unser Dinner.
- Erbsenmousse Timbal auf Chinakohlbeet mit Riesengarnelen und Parmaschinken
- Kalbsrückensteak auf Aprikosen-Fenchel Chutney mit Makadamia-Risotto im Mangoldmantel
- Lasagne von weißer und dunkler Mousse au Chocolat an Stachelbeer-Papaya Confit
Na, neidisch??
Um 10 Uhr trafen wir uns zu einem Besuch bei der ev. Communität Koinonia, die auf dem Gelände des Klosters ein Haus hat. Frau Priller gab uns einen Einblick in ihren Tagesablauf und was man dort alles machen kann. Z.B. Tag(e) der Stille in Gemeinschaft oder alleine. Dann zeigte sie uns das Haus und die Gästezimmer. Anschließend nahmen wir an der Mittagsandacht in der Kapelle teil. Geistig gestärkt trafen sich die Köche und Köchinnen zum vorbereiten der tollen Gerichte.
Wie langatmig das Zubereiten des Risottos ist, und wie viel Fingerspitzengefühl man beim nachfüllen von Milch und würzen braucht wusste ich nicht. Da ständig fünf Leute (ohne Koch) am zubereiten der verschiedensten Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch waren, musste Felix sehr konzentriert arbeiten. Er hat jedem alle Handgriffe erklärt mit dem Warum es so zu machen ist. Wir haben aber trotzdem immer Zeit für einen Spaß gehabt und viel gelacht. Zwischendurch hat sich jeder an dem Nudelsalat vom Vorabend und dem Rest des Risottos bedient. Man darf beim Kochen nicht hungrig sein, auch nicht durstig, weil man sonst zu viel nascht.
Dank der Kocherfahrung von Felix sind alle Gerichte auf den Punkt gewürzt gewesen, obwohl wir manchmal sagten: "Nicht so viel Salz, oder Pfeffer, oder…. er wusste genau wie viel fehlt"
Für einen festlich gedeckten Tisch hat sich Inge sehr ins Zeug gelegt, sie musste ja mit dem auskommen was wir dabei hatten, bzw. was in der Umgebung zu finden war.
Dieses Mal hatten wir den Beginn des Essens für 18:00 Uhr eingeplant, was auch klappte. Wir waren sehr gespannt auf den Geschmack der Speisen, es waren, für mich jedenfalls alles neue Kreationen. Die Vorspeise fand ich schon mal Klasse.
Anschließend servierten wir uns die Hauptspeise. Das Kalbsrückensteak war auf den Punkt, das hatte wieder Rainer zu verantworten, super!
Das Aprikosen-Fenchel Chutney und das Makadamia-Risotto im Mangoldmadel waren auch sehr lecker (hauptsächlich das Makadamia-Risotto im Mangoldmadel fand ich), wenn ich nicht so satt gewesen wäre hätte ich mehr davon gegessen. So habe ich mir einen Rest mitgenommen und wenn ich das Rezept habe werde ich es sicher nachkochen, obwohl es eine langwierige Arbeit ist.
Tja, und dann das - na ja - i-Tüpfelchen? Die Vorbereitungen vom Vorabend in Form der beiden Mousses au Chocolat kamen zum Tragen und es enstand eine wunderbare Lasagne der ganz anderen Art. Das eigentliche i-Tüpfelchen war aber über das gesamte Wochenende hinweg die lustige, die tiefgründige, die achtsame Gemeinschaft der "Schlappohren", die wieder mal etwas ganz besonderes hervorgebracht hat; nicht nur bezogen auf das perfekte Dinner.
Gottesdienst unterwegs
"Gottesdienst unterwegs" in Fischbachtal-Billings, 21.02 2016
Text von Ilse Kleiner:
Wir feierten eine Andacht in der "Schneckenkapelle" und nahmen uns im Anschluss Zeit für Entdeckungen in der näheren fußläufigen Umgebung.Treffpunkt war um 14°° Uhr in der Martinstraße zur Bildung von Fahrgemeinschaften, oder um 15°° Uhr in Billings an der Kapelle. Ich konnte den Fahrservice richtig genießen, denn ich wurde zuhause abgeholt. Wir fuhren durch den "winterlichen" Odenwald nach Billings.
Hans-Gunther Seifert hatte damit gerechnet, dass ein paar Blumen auf dem Altar stünden und der Küster anwesend sei, aber es war immerhin schön warm. Wir bauten den Beamer und die Leinwand auf und jeder bekam eine FM-Anlage, sodass alle gut hören und mitlesen konnten.
In Hans-Gunthers Andacht sprach er über die Jahreslosung "Ich will euch trösten. Genauso wie eine Mutter ihr Kind" und er hat den Bezug zu der "Schneckenkapelle" hergestellt. Er sagte unter anderem, dass das Schneckenhaus Geborgenheit bietet. Der Vergleich, dass die Schnecke im Winter ihr Haus durch einen Schalendeckel verschließt und im Frühjahr wieder öffnet könnte an die Auferstehung Jesu erinnern. Der Stein vor dem Grab ist weg.
Nach dem Gottesdienst haben wir uns im Ort umgesehen, aber der Mann, der uns etwas zu der Mühle erzählen sollte, war leider inzwischen verstorben. So sind wir nur etwas spazieren gegangen und haben Enkelhausen entdeckt. Dann gab es Kaffee und Kuchen bei netten Gesprächen. Der Wirt bereicherte uns mit zahlreichen Anekdoten und Insiderwissen über Billings. Es war ein schöner Sonntag.
"Gottesdienst Unterwegs" in der Nuur-ud-Din-Moschee, 31.05.2015
Text von Ilse Kleiner:
Für Sonntag den 31. Mai 2015 hatte die Schwerhörigen-Seelsorge wieder zu einem "Gottesdienst unterwegs" eingeladen. Dieses Mal stand nicht "unser" Gottesdienst in der Natur im Mittelpunkt, sondern eine andere Kultur mit einem anderer Glauben – Die Muslime.
Wir wurden vor der Nuur-ud-Din-Moschee herzlich von Herrn Javed, dem Öffentlichkeitsbeauftragten empfangen. Im Hof war groß zu lesen: LIEBE FÜR ALLE, HASS FÜR KEINEN. Seit 1982 ist dies der Leitspruch der Ahmadiyya Muslim Gemeinschaft.
Danach wurden wir durch die Räume der Moschee geführt. Der Gebets- und Waschraum für Männer ist im Erdgeschoss – im ersten Stock befindet sich der Gebets- und Waschraum für Frauen sowie ein abgetrennter Teil zum Spielen für die Kinder. Die Gebete des Imam werden per Lautsprecher nach oben übertragen. – Hier dachte ich sofort: Das wäre nichts für mich, die ich Blickkontakt brauche!
Man hatte für uns eine "Ausstellung" mit Bildern und ausführlichen Texten aufgebaut. Die Ahmadiyya-Gemeinde ist eine Reformgemeinde, die auf Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad zurückgeht. Er ist nach dem Glauben der Ahmadiyyas der Messias und Imam Mahdi des Islam. Die Ahmadiyya Mitglieder, die ihre Gebete in Darmstadt verrichten, setzen sich aus mindestens sieben Nationalitäten zusammen und sie werden in vielen Ländern verfolgt. Die Mitglieder der umliegenden Gemeinden, welche aber in Darmstadt studieren oder arbeiten, beten auch in der Nuur-ud-Din Moschee. – Im Übrigen sind es Mitglieder dieses Glaubens, die an Neujahr die Straßen von Böllern und Flaschen befreien. Im Anschluß sang Herr Suleman die erste Sure aus dem Koran. Diese ist teilweise im Volksmund als das "Vater unser der Muslime" bekannt.
Viele Fragen kamen jetzt aus unserer Gruppe, u. a. wie es sich mit dem Pilgern nach Mekka verhält, oder wie sie sich zur Gewalt, die im Namen Allahs verübt wird, positionieren. Sehr ruhig und besonnen wurden die Antworten gegeben. Das Pilgern habe ich mir so gemerkt: jeder dem es möglich ist, sowohl gesundheitlich als auch finanziell, sollte pilgern. Das heißt, wer seine Familie so lange in finanzieller Sicherheit lassen kann und gesund ist sollte einmal nach Mekka gehen. Und das der Koran KEINE Gewalt kennt – du darfst dich verteidigen, aber nicht angreifen! Kurz und klar!
Nach so vielen Informationen stärkten wir uns bei Tee, Kaffee und Kuchen und führten eifrige Gespräche. Maren Dettmers baute inzwischen den Beamer auf und lud alle zur Andacht ein. Sehr schön war, dass auch die anwesenden Muslime der Einladung folgten. Es war ein sehr informativer und angenehmer Nachmittag bei sehr netten, offenen Menschen.
"Gottedienst unterwegs" in Fürstenlager Bensheim-Auerbach, 19.10.2014
Text von Ilse Kleiner und Michaela Bauerfeind:
Bei so einer schönen Einladung konnte es gar nicht anders sein als, dass das Wetter mitspielt und die Sonne sich ebenfalls auf den Weg zum Staatspark Fürstenlager macht um beim "Gottesdienst unterwegs" dabei zu sein. Zum Glück hatte Hans-Gunther Seifert Parkplätze innerhalb des Fürstenlagers organisiert , sonst hätte so mancher umdrehen müssen denn das herrliche Wetter lud selbstverständlich noch jede Menge spontane Ausflügler ein . Unsere quirlige Parkführerin war ganz beeindruckt von der mitgebrachten Technik der FM-Anlage. Dass sie nicht laut sprechen musste während der Führung hat sie anfangs etwas irritiert am Ende hätte sie die Anlage am liebsten behalten.
Interessant war es auch andere Menschen zu beobachten, die versuchten sich unserer Führung anzuschließen, die aber wenig bis nichts verstanden, da in "normaler Lautstärke" gesprochen wurde. Die nette Dame erklärte uns, dass das Fürstenlager um 1790 durch die Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt in Auerbach, als Sommerresidenz der Landgrafschaft errichtet wurde. Der etwa 42 Hektar große Park ist ein früher englischer Garten, in dem über 50 exotische Bäume und Sträucher stehen. Eine Vielzahl von Hofgebäuden sind in der Art eines Dorfes angeordnet. Wir haben sehr viel vom Park und über die Landgrafen und Großherzöge erfahren und wie die Bevölkerung hinter allem damals stand und heute noch immer mal mehr und mal weniger steht.
Einen schönen Weitblick hat man von ganz oben auf die Weinberge und in die umgebende Landschaft. Den Abschluss bildete wieder eine Andacht, diesmal im Wachhaus. Die Texte wurden wie immer mit dem Beamer an die Wand projiziert und per FM-Anlage übertragen und begann mit diesen Worten: Liebe Unterwegsgemeinde, liebe Weggefährtinnen, liebe Wandler unter Gottes Sonne, wir sind gerade gemeinsam unterwegs gewesen, hier im Park des Fürstenlagers. Wir haben gemeinsam eine Führung erlebt, haben alle mehr oder weniger die gleichen Wege beschritten, die gleichen Dinge gesehen, die gleichen Erläuterungen gehört. Und obwohl wir als Gruppe unterwegs waren, werden wir wahrscheinlich alle ganz unterschiedliche, individuelle Eindrücke gesammelt und Erfahrungen gemacht haben. Da erhebt sich die Frage: Was bedeutet es eigentlich, sich auf den Weg zu machen? Welches sind die Gründe, die gemütliche Couch daheim zu verlassen? Welche Ziele verfolgen wir damit, unterwegs zu sein? Welche Erwartungen verknüpfen wir damit, eine Wegstrecke zurück zu legen und uns an einen fremden Ort zu begeben?
Ich denke, für uns ist das auf den ersten Blick relativ leicht zu beantworten. Wir sind - so hoffe ich - alle freiwillig hierhergekommen. Wir hatten Lust dazu, heute nicht zuhause zu bleiben, sondern wollten etwas nicht Alltägliches erleben. Vielleicht hat uns die Neugier getrieben, vielleicht der Wunsch nach Geselligkeit. Vielleicht auch die Gelegenheit, endlich mal ein lang gehegtes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Vielleicht aber auch, weil wir das Ziel schon kannten, es schätzen und einfach gerne mal wieder hier sein wollten.
Hans-Gunther Seifert hat uns durch verschiedene Bilder mit "Weg-Situationen" geführt zum nachdenken, welches vielleicht unser Weg im Moment ist oder wie wir uns ihn wünschen. Maren Dettmers hat nach den Fürbitten Tücher ausgelegt um daran meditierend vorbei zu gehen.
- braunes Tuch: Unser Weg ist manchmal schwer. Steinig. Wir stoßen uns an großen Brocken. Manchmal werden uns die Brocken auch zu Stufen. Es ist anstrengend.
- grünes Tuch: Dann wieder laufen wir leichtfüßig und hoffnungsvoll durch saftige Wiesen und es geht gut voran.
- blaues Tuch: wir finden Wasser zum Trinken und Waschen. Alles ist ganz klar und erfrischend.
- schwarzes Tuch: Plötzlich kann es ganz dunkel werden, Schlimmes ist geschehen, wir müssen ein tiefes Tal durchwandern.
- Hände-Tuch: Doch dann begegnen wir anderen Menschen, die uns trösten, stärken und aufrichten. Gemeinsam geht es besser weiter. Auch wir können anderen die Hand reichen.
- gelbes Tuch: Dann erkennen wir plötzlich etwas, das das Leben hell macht und fröhlich. Auf einmal geht alles ganz leicht. Uns geht ein Licht auf. Dann spüren wir Gottes Nähe und bekommen Kraft von Gott. Gestärkt können wir weitergehen.
Zum Schluss bekam noch alle die Karte mit dem Text der "Spuren im Sand". Es war wieder mal ein schöner Gottesdienst unterwegs. Danke an Maren Dettmers und Hans-Gunther Seifert.
Der etwas andere Gottesdienst
Ausflug mit Andacht im Senckenbergmuseum in Frankfurt – 08.02.2009
Für Sonntag den 8. Februar hatte Hans-Gunther Seifert zum Gottesdienst nach Frankfurt ins Senckenberg-Museum eingeladen. Treffpunkt Darmstadt Hauptbahnhof und mit der S-Bahn nach Frankfurt ins Museum. Mit 15 Personen aus dem Kreis Darmstadt, drei aus Gernsheim und zwei aus Wiesbaden waren wir eine schöne Gruppe. Im Museum, als die FM-Empfänger ausgeteilt waren, teilten wir uns in zwei Gruppen mit je einem Führer. Hans-Gunther hatte den Herrn und die Dame gut informiert, dass langsam und deutlich gesprochen wurde und obwohl es proppenvoll war konnten wir gut verstehen.
Die Ausstellung durch die wir geführt wurden "Safari zum Urmenschen" war ganz toll aufgebaut. Safari deshalb, weil die Ausgrabungen alle in Afrika erfolgten. So ging man an einer nachgebauten Ausgrabungsstelle vorbei und dann weiter zu den "Fundstücken". In schmalen Glasvitrinen waren die Schädel aus den verschiedenen Entwicklungsstufen vom Affen zum heutigen Menschen, zu uns. Vor diesen Glasschränken waren dann die ausgeformten, fertigen Köpfe zu sehen und zu fühlen, denn man durfte sie anfassen. In weiteren Schaukästen war ein Überblick über die Entwicklung als ganzes, also Affe zum Mensch, zu sehen. Die Führerin erklärte sehr lebendig wie es zur Benutzung und später zur Anfertigung von Werkzeugen kam.
Verschiedene Affen benutzen schon ganz gezielt Werkzeuge um z.B. Nüsse zu knacken. Dass die Urmenschen schon sehr geschickt waren wurde uns an Hand von Höhlenmalereien und Figuren die sie gefertigt hatten gezeigt. Nach der Führung konnten wir uns noch verschiedene Videoaufnahmen zu Ausgrabungen ansehen. Insgesamt eine sehr gelungene Ausstellung.
Um 17 Uhr trafen wir uns alle vor dem "Aufenthaltsraum". Ein offener Raum vor dem ein Getränkeautomat und ein Kaffeeautomat standen. Eine Rampe nach unten standen dann Tische in Reihen und Stühle. Es war nicht voll, jedoch waren einige Tische besetzt. Herr Seifert ging mit uns hin und sagte zu den Anwesenden, dass wir eine Gruppe der Schwerhörigen-Seelsorge sind und jetzt unseren Gottesdienst hier feiern wollen, sie aber eingeladen sind mitzufeiern. Nun war es spannend, wie macht er aus diesem Gesehenen und Gehörten eine biblische Ansprache, wie passt das alles zu unserem Glauben der Entstehung der Menschen und das hat er toll gelöst.
Urteilen sie selbst: "Liebe Ausflugsgemeinde, wir haben eben eine Zeitreise gemacht, die uns 7 Millionen Jahre zurück an die Wurzeln der Menschheit geführt hat. 7 Millionen Jahre. Schon das ist eine unvorstellbar lange Zeit. Aber misst man Sie an der Zeit, auf die die Entstehungsgeschichte des Universums und damit unserer Erde geschätzt wird, dann sind diese 7 Millionen Jahre ein ganz klitzekleiner Anteil. Der Urknall mit dem alles begann, liegt ca. 13,7 Milliarden Jahre zurück.
Das ist ein Zahlenverhältnis, das ich nur noch einigermaßen einordnen kann, wenn ich mir die gesamte Entwicklungsgeschichte bis heute als ein Jahr vorstelle.
Es beginnt mit dem Urknall. Und dann passiert erst mal lange nichts. Auf der langsam zusammengeklumpten Erde herrschen Öde, viel Wasser, Wind und totes Gestein. So etwa im September entwickelt sich eine niedere Meerestierwelt, Anfang Oktober erscheinen die ersten Fische. Ende Oktober kriechen die ersten Pflanzen aus dem Wasser und beginnen langsam, sehr langsam, die bis dahin toten Kontinente zu überziehen. Ende November kann man ganz im Verborgenen erste niedere Säugetiere entdecken, eine Woche später, es ist Anfang Dezember, ist der Urvogel da.
Erst gegen Ende des Jahres, so kurz vor Weihnachten, wird das Bild turbulenter. Es beginnen sich die höheren Säugetiere zu entwickeln und die Erde zu bevölkern. Der Mensch fehlt aber auch nach Weihnachten noch. Er erscheint erst am Ende des Jahres, an Silvester, so in den Morgenstunden zunächst als Vormensch und hat bis Mitternacht dann noch 7 Millionen Jahre Zeit, sich ganz allmählich zur heutigen Gestalt zu entwickeln. Der "Homo habilis", also der als fähig, als geistig und geschickt bezeichnete Mensch tritt erst gegen Abend auf den Plan; kurz bevor die Korken knallen.
Am 31. Dezember, so etwa um 23 Uhr 58 und 30 Sekunden beginnt, was wir heute als "Weltgeschichte" bezeichnen, was die letzten 6000 Jahre umfasst. Wie rasant diese letzten anderthalb Minuten des Jahres verlaufen, wir erst klar, wenn man bedenkt, was in diesem Zeitraum von der Entwicklung der Schrift bis zum Flug zum Mond alles passiert ist. Das ist - gemessen an dem einen Jahr Entwicklungsgeschichte - ein winzig kleiner Zeitraum!
Und doch bewegen und beherrschen diese 90 Sekunden das gesamte Weltgeschehen. Wir können nämlich nur mit den Fähigkeiten, die sich beim Menschen in dieser winzig kurzen Zeit entwickelt haben die Entstehung der Erde erforschen und mittlerweile auch ganz anschaulich erklären.
Ich mag - und dann reicht es erst mal - noch zwei Zahlen nennen, die heute eine ganz wichtige Rolle spielen. Nämlich: 3500 und 150. Ich verkneife es mir, diese beiden Zahlen auch noch in Sekunden umzurechnen und in das gedachte "Entwicklungsjahr" zu packen.
Vor ungefähr 3500 Jahren sind die ältesten Teile der Bibel entstanden. Sie erzählen uns eine ganz andere Geschichte der Entstehung des Menschen, als wir sie heute hier erleben konnten. Und diese Geschichte hat uns - zumindest hier im europäischen Raum - geprägt wie keine andere. Bis ins vorvergangene Jahrhundert galt die biblische Schöpfungstheorie als gemeinhin anerkannt. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es heftigen Widerstand gegenüber ersten, tiefer durchdachten Ideen zur Entwicklung des Lebens. Und selbst als Charles Darwin im Jahre 1859 mit dem Buch "The Origin of Species" seine Evolutionstheorie veröffentlichte, dauerte es noch Jahre, bis sich die Skepsis selbst im Kreise der Wissenschaftler legte. 7 Millionen Jahre alte Fakten werden gerade mal seit 150 Jahren anerkannt. Das ist sehr erstaunlich!
Als ich mir nun all diese Zeiträume vergegenwärtigte und mir darüber klar wurde, dass ich mich hier und heute auf ein Buch beziehen möchte, das - rein zeitlich gesehen - in der Erdgeschichte eine unbedeutende Rolle spielt, war ich etwas unsicher. Die biblische Schöpfungsgeschichte dem hier Erlebten gegenüberstellen? Da kann ich mich schnell verheddern. Die biblische Schöpfungsgeschichte und die darin festgelegte Verantwortung als spätes Anhängsel einer tief beeindruckenden Entwicklung darstellen? Das kann sehr platt werden? Ich habe dann nachgeschlagen, was zum Stichwort "Zeit" in der Bibel zu finden ist. Es ist ziemlich viel; so knapp 200 mal kommt das Wort vor. Hängen geblieben bin ich bei einer sehr bekannten Passage aus dem Buch des Predigers. Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde." (H-G Seifert) Herr Seifert hat diesen Text genau zitiert und erläutert und zum Schluss hat er dann noch den Text aus Peter Spangenbergs Buch "Alles hat seine Zeit" das Weisheitsgedicht des Predigers in eine Sprache der modernen Welt übersetzt vorgelesen.
"Im Angesicht der Zeitspanne, die wir heute durchschritten haben und im Angesicht der Erkenntnis, dass wir uns als Menschen nur dadurch haben entwickeln können, dass wir uns den Bedingungen der Zeit angepasst und sie genutzt haben, erscheint mir der Text wie ein Gebet: Alles hat seine Zeit und jede Erfahrung hat ihren Augenblick.
Kinder bekommen hat seine Stunde,
und auch der Tod hat seine Zeit.
Saat und Ernte haben ihren eigenen Tag.
Die Augenblicke von Bedrohung und Angst
gehören zum Leben.
Heilen und Vergeben haben ihre Stunde.
In Minuten stürzt vieles ein,
Zeit braucht es, um aufzubauen.
Kostbar ist die Stunde des Weinens;
befreiend sind die Augenblicke des Lachens.
Es gibt auch Zeiten des Tanzens,
und Stunden gibt es, alles hinzuwerfen,
Augenblicke dagegen,
wo ich das Leben einsammeln möchte.
Jede Umarmung hat ihre Zeit,
aber auch die Erfahrung,
einander fremd zu sein.
Ich kenne Stunden des Suchens,
ich kenne auch Stunden gähnender Leere.
Es gibt Zeiten zum Behüten,
genauso auch Zeiten des Loslassens.
Schweigen hat seine Bedeutung,
es sind Stunden der Stille.
Reden hat seine Zeit.
Liebe und Hass- beides sind Erfahrungen,
die zum Leben gehören." (H-G Seifert)
Und mit dem Vater unser schloss dann unser Gottesdienst. Nun haben wir schnell den Beamer, da alles mitzulesen war, und die FM-Anlage eingepackt und sind rasch zum Bahnhof da unsere S-Bahn in 7 Minuten fahren sollte. Dort angekommen standen viele Menschen da und ständig waren durchsagen über Lautsprecher nun haben wir die Guthörenden gebraucht um zu erfahren was gesagt wurde. Durch den Sturm fielen viele S-Bahnen aus, da Bäume auf den Gleisen liegen. Wir aus Darmstadt hatten Glück und unsere S-Bahn kam umgehend, aber wie ich später erfuhr sind die Frauen aus Gernsheim mit dem Taxi gefahren.
Es war ein schöner Tag und ich freue mich schon auf den 24. April wenn es heißt "Auf dem Holzweg" im Darmstädter Wald.
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